Wie Du im 1. Teil meiner Marokko Reise erfahren habt, ist der Norden sehr fruchtbar. Der Süden, sprich alles südlich des Atlasgebirges, wird als Stein- und Sandwüste beschrieben. Aber unfruchtbar? Nicht alles, zumindest nicht da, wo es auch Wasser gibt.

Im Schnitt im Jahr verzeichnet der Süden 20 – 200 mm Niederschlag. Eine sehr große Spanne. Heißt also, es kann plötzlich extrem viel regnen, oder aber auch mal ein ganzes Jahr gar nicht.
Ich hatte das Glück mit zu erleben, wie es in der Wüste geregnet hat. Die Einheimischen waren alle völlig aus dem Häuschen, da die letzten fünf Jahre hinsichtlich Niederschlag nicht sehr rosig waren. Außerdem war es zu diesem Zeitpunkt ziemlich kalt und so hat es in einigen Teilen der Wüste sogar geschneit.
Der Wüste trotzen
Das Flussbett des Draa ist aktuell ziemlich ausgetrocknet, doch rechts und links des Ufers wachsen viele Palmen. Zwischen den Dattelpalmen findet man Beete, jedes mit einem Wall umschlossen. Von Getreide über Ackerbohnen, Möhren, Kohl, Spinat bis Koriander wird in den Beeten viel unterschiedliches gepflanzt. Durch Bewässerungsgräben kann der Fluss (wenn er denn Wasser führt) angezapft werden und das Wasser flutet die Beete. Eine Alternative zum Fluss stellen Brunnen dar. Durch die kleinen Strukturen ist eine Mechanisierung in diesen Gebieten gar nicht erst möglich, und so ist der Esel hier nicht weg zu denken.

Khalid’s Garten
Auf einer kleinen Farm, eher in einem Garten, habe ich ein paar Tage mitgearbeitet. Khalid (39) der Eigentümer, hat den Garten von seinem Vater geerbt. Landwirtschaft ist kein Beruf den man in Marokko schulisch erlernen kann. Es müssen eigene Erfahrungen gesammelt werden und das Wissen wird in den Generationen weiter gegeben. In seinem Garten betreibt Khalid eine Permakultur, was so viel heißt wie nachhaltige Kreisläufe zu schaffen. Demnach ist er sehr stolz auf seinen Kompost aus Garten- und Haushaltsabfällen.
Bevor die Beete bepflanzt werden, wird der Kompost eingearbeitet und nach dem Keimen der Saat wird der Boden mit Strohhäcksel bedeckt. Das Stroh verhindert das Verdunsten von Wasser, das Austrocknen des Bodens und unterdrückt gleichzeitig das Unkraut. Durch die Strohrotte liefert es zusätzlich Nährstoffe und wirkt sich positiv auf die Humusbildung aus.

Meine Aufgabe war es die Beete zu bewässern, Unkraut zu zupfen und Setzlinge zu pflanzen. Beim buddeln im Boden war ich wirklich überrascht, so locker und voller organischem Material wie er war. Von wegen Wüstensand und nährstoffarm. Alles Dank des tollen Komposts. Die Palmen haben Schatten gespendet und dienten als Schutz vor dem starken Wüstenwind. Khalid’s Garten ist für den Eigenbedarf gedacht, der jedoch nicht ausreicht. Seine Haupteinnahmequelle bietet neben Touristenausflügen in die Wüste zu seinem Onkel, der mit 80 Kamelen immernoch Nomade ist, seine Ernte der Datteln. In guten Jahren erntet er im November / Dezember bis zu 25 kg Datteln pro Palme, für die er je nach Qualität umgerechnet 0,5 – 1 €/kg bekommt. Um überhaupt an die Früchte zu kommen muss geklettert werden, was ich mir körperlich sehr anstrengend und nicht ganz ungefährlich vorstelle.
Palmwedel werden abgetrennt, in der Sonne getrocknet und zum Feuer machen verwendet. Ich bewässere die kleinen Beete und zupfe Unkraut.
Khalid ist ein herzensguter Mensch und er hat sich viel Zeit genommen, mir über seine Kultur und Abstammung der Tamaghzit zu erzählen.
Der Minztee der Marokkaner wird zu jedem Anlass getrunken und regelrecht zelebriert. Er besteht aus getrockneten oder frischen Minzblättern, viel Zucker und Wasser. Er wird mehrmals aus einer gewissen Höhe in die kleinen Gläser gekippt. So entsteht eine Schaumkrone die den Turban des Sultans symbolisieren soll und hält zudem Sand und Staub davon ab, in den Tee zu fliegen.
Mitten in der Wüste muss erstmal Tee gemacht werden. Khalid bereitet Tee zu.
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