Moin. Ich bin Quereinsteiger. Eine ehemals grüne Vegetarier und Veganerin sogar.

In meinen drei Jahren in denen ich Vegetarisch und Vegan gelebt habe, habe ich mich irgendwann gefragt, ob denn diese ganzen Bilder aus den Ställen von verschiedenen Organisationen im Internet der Standard sei. Auf dem Dorf aufgewachsen wusste ich natürlich, wie die Kühe, Hühner, Schafe und Pferde auf den umliegenden kleinen Höfen lebten. Aber ist das überall so? Wie sieht es denn bei größeren Betrieben aus? Ich wollte mehr wissen.
Über ein freiwilliges Praktikum in den Schulferien auf einem Hof von Freunden in Schleswig-Hostein habe ich dann das erste Mal so richtig auf einem Bauernhof gearbeitet und gelebt.
Man was war das eine anstrengende Woche. Um 5 Uhr aufstehen, Kühe wecken und zum Melken schicken. Danach erst gab es Frühstück. Dann ging es wieder raus und auf dem Hof wurden Arbeiten jeglicher Art erledigt: Futter ran schieben und neues Futter mischen, Ausmisten, Kälberbuchten reinigen, Strohbereiche einstreuen, Unkraut im Garten jäten, Himbeeren für den Nachtisch pflücken und so weiter. Nach dem Mittag essen gab es eine Mittagspause, in der die Azubis und der Chef ins Bett gingen. “Pha, Mittagsschlaf. Das fand ich als Kind schon immer ätzend. Sowas brauche ich nicht.”, dachte ich und schlief kurz darauf beim Lesen in der Hängematte ein…
Die Stunde verging wie im Flug und anschließend hieß es Kälber tränken, weitere anfallende Arbeiten erledigen und wieder Melken. Nach dem Abendessen war ich dann reif für’s Bett, denn am nächsten Tag ging es wieder früh raus.

Die eine Woche verging ziemlich schnell und ich musste wieder zurück nach Hause und zur Schule.
Während meiner drei Jahre Oberstufe bin ich immer wieder zurück auf den Hof gefahren. Ja, Ferien zu haben wäre entspannter gewesen, aber ich bin lieber aktiv als gelangweilt Zuhause herum zu hängen. So hatte ich etwas zu tun, habe ein bisschen Geld verdient (ok, es hat nur für das Bahnticket gereicht) und habe es genossen draußen zu arbeiten.
Das letzte Jahr vor dem Abitur stand an. Alle wussten sie so ziemlich was sie studieren wollten und hatten große Pläne mit großen Karrieren. Und ich? Keine Ahnung. Die Zeit auf dem Hof war immer toll, aber nach spätestens zwei Wochen hat es mir dann doch erst mal gereicht. Ich war so platt und müde und habe mich gefreut einfach mal nichts zu tun.
Aber trotzdem war da irgendwas in mir, das nicht studieren und mit dem Strom schwimmen wollte. Drei weitere Jahre nur sitzen und lernen?! Um Gottes Willen.
Auf ein Jahr Ausland hätte ich Lust. Aber das machen ja auch alle nach dem Abi.
Letztendlich habe ich mich dann doch für eine landwirtschaftliche Lehre entschieden, die ich übrigens aus verschiedenen Gründen nicht als Vegetarier begonnen habe. Ich dachte mir, da ich durch mein Abitur die Lehre auf zwei Jahre verkürzen konnte, geht das doch ziemlich flott, ich habe eine Ausbildung in der Hand, kann ins Ausland und danach Geographie studieren, weil ich das in der Schule echt spannend fand.

Anfangs war das mit der Ausbildung echt anstrengend. Ich habe es geliebt, keine Frage, aber Freizeit? Fehlanzeige. Neben der Schule konnte ich noch so viel anderes machen und jetzt? Quasi nur noch Melken. Jedes zweite Wochenende musste ich ebenfalls arbeiten, also kein Shoppen mehr mit Freunden und kein Ausschlafen am Wochenende nach einer Party.
Warum man sowas freiwillig macht, fragst Du Dich?
Manchmal habe ich mich das auch gefragt. Mit einem Job im Büro würde ich viel mehr Geld verdienen ohne körperlich so hart arbeiten zu müssen. Aber da ist eben noch viel mehr als das Geld.
Was ich am aller meisten Liebe? Die Vielseitigkeit!! Als Landwirt bist du quasi alles. Von Maurer über Elektriker, Tierarzt, Kaufmann bis hin zum Manager. Es wird nie langweilig, jeder Tag ist anders und es gibt unglaublich viel zu lernen.
Das hat mich wirklich sehr beeindruckt, was ein Betriebsleiter so alles können muss.

Allerdings muss ich ja ehrlich sagen, das Ding mit der Freizeit stört mich nach wie vor ein bisschen. Aber wenn man liebt was man tut und es unglaublichen Spaß bringt zu “arbeiten” vergisst man das alles – und das Geld sowieso.
Es sind einfach die Momente die unbezahlbar sind, wenn z.B. ein gesundes Kalb das Licht der Welt erblickt, wenn die Ernte erfolgreich abläuft und alle gemeinsam an einem Strang ziehen.
Ich bin stolz mich Landwirtin nennen zu dürfen und kann mir keinen schöneren Beruf vorstellen. Er hat meine Sichtweise auf viele Dinge verändert und dafür bin ich dankbar.
Es bringt mir Spaß Menschen davon zu berichten wie unsere hoch qualitativen Lebensmittel produziert werden und wie die Realität aussieht, quasi das was ich in den letzten Jahren selbst alles gelernt habe. Manchmal ist es erschrecken wie wenig sie wissen, aber das ist nur ein Grund mehr für mich mit der Landwirtschaft weiter zu machen.

Dies hat mich veranlasst diesen Blog zu starten. Hier berichte ich Dir über die Höfe auf denen ich gearbeitet oder die ich besucht habe sowie über die Persönlichkeiten dahinter.
Ich finde es super spannend sich mit Landwirten auszutauschen, egal wo auf der Welt, denn eins verbindet uns alle: Die Leidenschaft zur Landwirtschaft!